Aus dem Vatikan

Leo XIV.: eine Brücke zum Frieden

Leo XIV. stellt sich nicht als einsamer Reformer dar, sondern als der erste einer Gemeinschaft, die auf dem Weg ist. Er hat um Gebet gebeten, nicht um seine Person zu unterstützen, sondern um gemeinsam eine Mission zu unterstützen, die allen gehört.

Rafael Sanz Carrera-8. Mai 2025-Lesezeit: 4 Minuten
Leo XIV.

Papst Leo XIV. winkt vom Balkon des Petersdoms (OSV News Foto / Stoyan Nenov, Reuters)

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt brauchte der neue Papst Leo XIV. keine großen Gesten, um die Richtung seines Pontifikats zu verdeutlichen. Ein Wort genügte: Frieden. Das war das erste Wort, mit dem er sich an die Welt wandte - eine bewusste Entscheidung, die nicht unbemerkt blieb.

Der Name als Kompass des Pontifikats

Die Annahme eines neuen Namens bei der Übernahme des Petrusamtes ist keine Laune, sondern das Ergebnis einer Tradition mit tiefen historischen Wurzeln. Ihre Ursprünge gehen auf das 6. Jahrhundert zurück, als Papst Merkur, um heidnische Anklänge zu vermeiden, den Namen Johannes II. annahm. Der Brauch setzte sich zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert durch, vor allem durch Vorbilder wie Petrus, der sich im Jahr 1009 Sergius IV. nannte, um nicht direkt mit dem Heiligen Petrus identifiziert zu werden. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat der Pontifikalname zudem einen programmatischen Wert erlangt: ein erstes Zeichen für den Stil, die Inspiration und die pastorale Ausrichtung, die ein Pontifikat kennzeichnen werden.

Leo XIV., bis jetzt der Kardinal Robert PrevostMit der Wahl seines Namens und seinen ersten Worten hat er eine Absichtserklärung abgegeben und wollte von Anfang an betonen, dass seine Mission die eines Hirten der Brücken sein wird. Seine Vision ist die einer geeinten Kirche, die in die Welt hinausgeht, um Wunden zu heilen, den Bedürftigsten zu dienen und gemeinsame Wege auf der Grundlage von Glaube und Vernunft zu gehen.

Das Gewicht des Namens

Die Wahl des Namens Leo XIV., der seit 1903 unveröffentlicht ist, ist keine einfache historische Anspielung, sondern ein klares Bekenntnis zur lebendigen Tradition der Kirche. Dieser Name stellt den neuen Papst in die Reihe von Persönlichkeiten wie Leo I. dem Großen, einem Symbol für die Einheit der Lehre und den pastoralen Mut in unruhigen Zeiten, und Leo XIII, einem Pionier bei der Anwendung des Evangeliums auf die sozialen Herausforderungen der Moderne.

Mit der Annahme dieses Namens ehrt Leo XIV. nicht nur dieses Erbe, sondern aktualisiert es auch in einer zeitgemäßen Tonart. Wie Leo I. will er inmitten der Stürme eine klare Stimme erheben. Wie Leo XIII. möchte er, dass die Soziallehre der Kirche ein ethischer Kompass inmitten von Ungerechtigkeiten bleibt, insbesondere heute, angesichts von Phänomenen wie erzwungener Migration, globaler Ungleichheit und Umweltzerstörung.

Eine umarmende Kirche

Einer der bedeutendsten Momente seiner ersten Rede war das Bild des Petersplatzes mit den offenen Armen: So hat Leo XIV. die Rolle der Kirche in der heutigen Welt verstanden. Eine Kirche, die diesem Platz gleicht, wo Platz für alle ist und die es versteht, diejenigen, die verwundet, verwirrt oder ausgeschlossen ankommen, mit Zärtlichkeit zu empfangen.

Weit entfernt von einer auf sich selbst bezogenen Kirche hat der neue Papst eine missionarische, dialogfähige und zutiefst menschliche Gemeinschaft vorgeschlagen, in der die christliche Liebe nicht nur ein Ideal, sondern eine reale Erfahrung ist. Er möchte, dass die Kirche über ihre sichtbaren Grenzen hinausgeht, ohne Angst, um diejenigen zu begleiten, die sie am meisten brauchen: die Armen, die Zweifelnden, die Suchenden.

Einheit für eine zerbrochene Welt

In einem kirchlichen und weltweiten Kontext, der von Brüchen geprägt war, betonte Leo XIV. die Dringlichkeit eines gemeinsamen Weges. Nicht durch Auferlegung, sondern durch gemeinsame Treue zu Christus und zum Evangelium. Sein Beharren auf der Einheit ist kein Slogan, sondern eine Überzeugung: Das Zeugnis einer mit sich selbst versöhnten Kirche ist unerlässlich, wenn die Welt glauben soll, dass Frieden möglich ist.

Dieser Friede sei nicht derjenige, den geopolitische Gleichgewichte oder kalte Diplomatie böten, sondern derjenige, der aus aufrichtiger Begegnung, aus Respekt vor dem anderen, aus gelebter und nicht nur gepredigter Gerechtigkeit geboren werde. In diesem Sinne wies er auf eine Kirche hin, die aktiv an der Förderung der Menschenrechte, der weltweiten Solidarität und der Würde eines jeden Menschen mitwirkt..

Dankbare Kontinuität

Leo XIV. war seinem Vorgänger, Papst Franziskus, stets dankbar, da er in ihm einen Bezugspunkt für Mut und Barmherzigkeit sah. Er wollte keine Brüche markieren, sondern einen Prozess fortsetzen. Synodalität, Aufmerksamkeit für die Peripherien, Nähe zu den Ausgestoßenen: all das gehört auch zu seinem pastoralen Horizont.

Leo XIV. stellt sich nicht als einsamer Reformer dar, sondern als der erste einer Gemeinschaft, die auf dem Weg ist. Er hat um Gebet gebeten, nicht um seine Person zu unterstützen, sondern um gemeinsam eine Mission zu unterstützen, die allen gehört.

Ein Pontifikat mit menschlichem Antlitz

Von Lateinamerika bis Afrika und Asien haben viele in seinen Worten ein Licht gesehen, das helfen kann, Brüche zu heilen und Allianzen in einer erschöpften Welt zu bilden. Sein Vorschlag ist ein spiritueller, aber auch ein sozialer, kultureller und zutiefst ethischer: Brücken sein wie Christus, Licht der Welt und Versöhner der Menschheit.

Dieses neue Pontifikat beginnt nicht mit großspurigen Versprechungen, sondern mit einer Geste und einem Namen, die lauter sprechen als tausend Reden: Leo XIV, nicht als Brüller der Macht, sondern als Stimme des Friedens.

Zusammenfassung der Botschaft zu Beginn des Pontifikats von Leo XIV.

  • Er begann sein Pontifikat mit einem Friedensgruß - "Der Friede sei mit euch" - der an den auferstandenen Christus erinnert. In seiner gesamten Botschaft betonte er einen demütigen und beharrlichen Frieden und rief dazu auf, Brücken des Dialogs und der Begegnung zwischen den Völkern zu bauen.
  • Er drückte seine tiefe Dankbarkeit gegenüber der Papst FranziskusEr beschrieb ihn als "schwache, aber immer mutige Stimme" und versprach, sein geistiges Vermächtnis fortzuführen.
  • Er betonte die Notwendigkeit einer Eine missionarische Kirche, die offen und einladend ist, wie der Petersplatz: mit Armen, die immer bereit sind, jeden aufzunehmen, besonders die Bedürftigen.
  • Er betonte die Einheit des Gottesvolkes und ermutigte sie, gemeinsam in Treue zu Christus zu leben und das Evangelium ohne Furcht zu verkünden. Er erinnerte daran, dass nur Christus die wahre Brücke zwischen Gott und den Menschen ist, und lud alle ein, ein Licht für die Welt zu sein.
  • Er schloss mit der Bitte um Gebet für seine Mission, für die Kirche und für den Frieden in der Welt und vertraute dieses Gebet der Jungfrau Maria an.
Der AutorRafael Sanz Carrera

Doktor des Kirchenrechts

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