Wir können uns dem heutigen Evangelium auf viele Arten nähern. Die offensichtlichste ist, dass es ein Gleichnis über die Barmherzigkeit ist, zu der wir alle aufgerufen sind. Es ist schockierend, dass ein Priester und ein Levit, Diener der Religion, keine Barmherzigkeit zeigen, während der Fremde, ein Samariter, der von den Juden gehasst wird, dies tut. Und die Samariter hassten die Juden genauso sehr wie die Juden sie hassten. Aber dieser Samariter prüft nicht den Ausweis des Bedürftigen. Unser Herr will damit sagen, dass die Barmherzigkeit keine Grenzen kennt. Die Barmherzigkeit verlangt von uns, dass wir über unsere Vorurteile hinausgehen, in einem Sinne, dass wir sogar uns selbst skandalisieren.
Doch konzentrieren wir uns darauf, was das Gleichnis über die Kirche zu sagen hat. Wie mehrere alte Kirchenschriftsteller lehrten, ist Jesus Christus der wahre barmherzige Samariter. Wir, die Menschheit, sind dieser Mann, der von Räubern überfallen, geschlagen und halb tot zurückgelassen wurde. Wir wurden vom Teufel, Satan, angegriffen, als er unsere ersten Eltern zur Sünde verleitete. Diese Sünde brachte den Tod in die Welt. Und wenn wir sündigen, verletzen wir nicht nur andere, sondern auch uns selbst. Jede Sünde, besonders die schweren Sünden, macht uns diesem Menschen ähnlicher: verwundet, gebrochen, sterbend.
Aber Jesus, der göttliche Samariter, kam auf die Erde. Das alte Gesetz, vertreten durch den Priester und den Leviten, konnte uns nicht helfen. Es war an seine eigenen starren Gesetze und an seinen engstirnigen Fanatismus gebunden, der meinte, dass gute Religion bedeute, Menschen auszuschließen. Die wahre Religion, der wahre Katholizismus, besteht nicht darin, die Menschen auszuschließen, sondern sie mit all ihren Wunden aufzunehmen. In der Tat sind wir alle verwundet, und wer meint, er sei nicht verwundet, leidet an der schlimmsten aller Wunden: der Blindheit des Stolzes.
Jesus, der Samariter, begegnet dem Mann und wäscht seine Wunden mit Wein und Öl. Dies spricht von den Sakramenten der Kirche. Der Wein deutet auf das Blut Christi hin (Jesus hat den Wein in sein Blut verwandelt). Wir werden von seinem Blut gewaschen, zuerst in der Taufe, dann in der Eucharistie und in der Beichte. Auch in der Taufe beginnt er, uns mit Öl zu salben, und tut dies noch mehr in der Firmung. Und er nimmt uns mit in die Herberge, die die Kirche ist, wo man sich um uns kümmert. Es gibt gute Gastwirte, die Christus repräsentieren und ihm dienen, die sich in seiner scheinbaren Abwesenheit um uns kümmern. "Kümmere dich um ihn"sagt er, "Und was immer du zu viel ausgibst, ich zahle es dir zurück, wenn ich zurückkomme".. Er sagt es uns allen: Kümmert euch umeinander, bis ich am Ende der Zeit wiederkomme und euch belohne (siehe Matthäus 25, 31-46). In der Herberge der Kirche sind wir sicher: Unsere Wunden werden geheilt und wir bekommen die Nahrung, die wir brauchen.