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Ägypten enteignet das Katharinenkloster auf dem Berg Sinai nach fünfzehn Jahrhunderten der Autonomie

Internationale Sorge um die Zukunft des berühmten orthodoxen geistlichen Zentrums.

Javier García Herrería-30. Mai 2025-Lesezeit: 3 Minuten
berg sinai

©CNS Foto von Patrick Godeau

Das historische orthodoxe Kloster von St. Katharinenam Fuße des Berges gelegen Sinai und im 6. Jahrhundert von Kaiser Justinian gegründet wurde, ist nach einem umstrittenen Urteil des Gerichts von Ismailia am 28. Mai offiziell in die Hände des ägyptischen Staates übergegangen. Die Entscheidung beendet die mehr als 1.500 Jahre währende Autonomie des ältesten noch funktionierenden christlichen Klosters der Welt.

Das Gerichtsurteil ordnet die Beschlagnahmung aller Vermögenswerte des Klosters an - einschließlich der Immobilien, Bibliotheken, Reliquien und unschätzbaren Manuskripte und Ikonen - und legt fest, dass die Verwaltung des Klosters vollständig an den Staat übergeht. Den zwanzig Mönchen der Gemeinschaft ist der Zugang zu einigen Bereichen untersagt. Sie dürfen sich nur zu liturgischen Zwecken und unter den von den Zivilbehörden auferlegten Bedingungen dort aufhalten.

Ein geistiges und kulturelles Erbe in Gefahr

Die Katharinenkirche, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist seit Jahrhunderten ein Symbol für das Zusammenleben und den Respekt zwischen den Religionen. Traditionell als eine vakuf -Die Stätte, ein heiliger Ort, der vom Islam respektiert wird, stand unter dem Schutz der Beduinengemeinschaften und des ägyptischen Staates selbst, selbst in Zeiten politischer Unruhen.

Das Kloster ist jedoch seit Jahren das Ziel rechtlicher Maßnahmen verschiedener Teile des ägyptischen Staatsapparats. Einige Analysten führen diese Offensive auf radikale Teile des sogenannten "tiefen Staates" zurück, insbesondere seit der Ära der Muslimbruderschaft, und verweisen auf die Unfähigkeit von Präsident Abdel Fattah al-Sisi, diesen Druck einzudämmen.

Obwohl Beamte wie der Archäologe Abdel Rahim Rihan die Entscheidung als eine Maßnahme verteidigt haben, die darauf abzielt, "das Erbe zum Nutzen der Welt und der Mönche selbst aufzuwerten", prangert die religiöse Gemeinschaft dies als eine "De-facto-Vertreibung" und eine direkte Bedrohung für das Überleben der Stätte als spirituelles Zentrum an.

Reaktionen und diplomatische Auswirkungen

Die Auswirkungen des Urteils haben bereits die Grenzen überschritten. Griechenland hat auf das, was es als Angriff auf ein Symbol des Hellenismus und der Orthodoxie ansieht, scharf reagiert. Der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Athen, Ieronymos, brachte seine Empörung zum Ausdruck: "Ich will und kann nicht glauben, dass der Hellenismus und die Orthodoxie heute eine weitere historische 'Eroberung' erleben. Dieses geistige Leuchtfeuer steht heute vor einer Überlebensfrage".

Sowohl die griechische Regierung als auch das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel lehnen die Entscheidung, die sie als inakzeptabel und besorgniserregend für die Zukunft der religiösen Stätte bezeichnen, entschieden ab.

Der griechische Außenminister George Gerapetritis setzte sich umgehend mit seinem ägyptischen Amtskollegen in Verbindung, um den offiziellen Standpunkt Griechenlands darzulegen. "Es gibt keinen Spielraum für eine Abweichung vom gemeinsamen Verständnis beider Seiten, das von den Führern der beiden Länder im Rahmen des jüngsten Hohen Kooperationsrates in Athen zum Ausdruck gebracht wurde", betonte er und verwies auf die bilateralen Verpflichtungen zur Achtung des kulturellen und religiösen Erbes.

Der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I., die höchste geistliche Autorität der orthodoxen Kirche, äußerte seinerseits seine Bestürzung über das, was er als Angriff auf das historische Schutzsystem des Klosters betrachtet. "Das Ökumenische Patriarchat wurde mit schmerzlicher Überraschung darüber informiert, dass das zuständige Gericht in Ägypten die Eigentumsordnung des historischen Heiligen Klosters auf dem Sinai in Frage gestellt hat", sagte er in einer Erklärung.

Die Klostergemeinschaft hat eine internationale Sensibilisierungs- und Informationskampagne angekündigt, die sich an Kirchen, Religionsgemeinschaften und internationale Organisationen richtet und darauf abzielt, die Maßnahme rückgängig zu machen. Der geopolitische Kontext sorgt für zusätzliche Spannungen: Ägypten befindet sich derzeit in einer regionalen Krise, die durch den Konflikt in Palästina und die Präsenz dschihadistischer Gruppen auf der Sinai-Halbinsel ausgelöst wird, von denen einige das Kloster in der Vergangenheit direkt bedroht haben.

Mit dieser Enteignung wird nicht nur eine tausendjährige Tradition der klösterlichen Autonomie gebrochen, sondern auch eine weitreichende diplomatische und kirchliche Wunde wieder aufgerissen. Die Zukunft des Katharinenklosters, des spirituellen Juwels der östlichen Christenheit, ist nun in Frage gestellt.

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